Faire Wärme: hier, jetzt und in Zukunft

Anforderungen an die moderne Wärmeversorgung im Bestand. Interview mit Michael Beckmann, Leiter Produktmarketing Management bei Remeha

Die Anforderungen an die Wärmeversorgung sind so vielfältig wie die Gebäude selbst: Situation, Lage, Ort, Struktur, Nutzung etc. – es gibt so gut wie immer Abweichungen oder Unterschiede. Um die Energie- und Klimaziele zu erreichen, ist die energetische Sanierung älterer Gebäude sowie die Umstellung auf eine nachhaltige Wärmeversorgung ein unverzichtbarer Bestandteil. Wir setzen auf Hybridsysteme. Lesen Sie unser Interview mit Michael Beckmann, unserem Leiter Produktmarketing Management.
Michael Beckmann, Leiter Produktmarekting Management bei Remeha auf der SHK + E in Essen 2024

Frage: Michael, Du bist seit zwei Jahren für Remeha aktiv. Wie nimmst Du die Nachfrageentwicklung im Bereich Wärmepumpen und das aktuelle Marktgeschehen wahr?

Michael Beckmann: In den letzten beiden Jahren haben wir eine Achterbahnfahrt im Heizungsmarkt erlebt. Zuerst eine sehr starke Nachfrage nach Wärmepumpen, fast schon ein Überschwingen aus Angst vor Gaspreisen, dann eine Rolle rückwärts hin zu Gas- und Ölbrennwertgeräten. Viele Endkunden hatten Angst, durch das GEG zu Wärmepumpen und damit zu höheren Investitionen gedrängt zu werden. Wir vermuten, dass es hier zu Vorzieheffekten gekommen ist. Was wir jetzt brauchen, ist eine Beruhigung im Markt.

Frage: Gib uns doch bitte einen kurzen Überblick über die Lösungen von Remeha für den Gebäudebestand in Deutschland. Welche Größenordnungen bieten wir an?

Michael Beckmann: Als Systemanbieter mit komplettem Portfolio sind wir in der Lage, individuelle Lösungen anzubieten. Dazu gehören Systeme sowohl für das Ein- und Zweifamilienhaus als auch im größeren Leistungsbereich für Mehrfamilienhäuser und Zweckbauten.

Frage: Remeha setzt im Gebäudebestand den Fokus auf Hybridsysteme. Was ist damit konkret gemeint?

Michael Beckmann: Mit Hybridsystemen lassen sich die Vorteile der einzelnen Technologien nutzen. So können Bedarfsspitzen, beispielsweise bei der Trinkwassererwärmung, durch den Spitzenlastkessel schneller und häufig auch besser gedeckt werden als durch die Wärmepumpe. In der Grundlast ist die Wärmepumpe allerdings effizienter.

Remeha Anwendungsbeispiel Hybrid Einfamilienhaus

Frage: Bist Du grundsätzlich gegen den Einsatz von monoenergetischen Wärmepumpen im Bestand?

Michael Beckmann: Natürlich nicht – es muss halt „passen“, das heißt, jedes Gebäude ist individuell zu betrachten. Im Neubau und im jungen Bestand ist eine Wärmepumpe häufig eine sehr gute Lösung. Ein dogmatischer Ansatz ist hier jedoch falsch. Remeha hat unterschiedliche Technologien und Konzepte im Sortiment und kann so die beste Anlage für das jeweilige Projekt anbieten.

Frage: Nach dem GEG müssen zukünftig alle Heizungsanlagen mit einem Anteil von mindestens 65 % erneuerbaren Energien ausgestattet werden. Bei der Planung solcher Anlagen sind unter anderem die Gebäudehülle sowie die Nutzung des Objektes wichtige Aspekte. Was muss hier bedacht werden?

Michael Beckmann: Die Sanierung der Gebäudehülle ist immer effizienter, denn dadurch wird der Verbrauch verringert. Die Kosten für einen Vollwärmeschutz können aber hoch sein. Wenn im Havariefall kurzfristig gehandelt werden muss, ist eine Hybridanlage ideal. Wird später zum Beispiel die Gebäudehülle saniert, ist nicht die teure Wärmepumpe überdimensioniert, sondern der Brennwertkessel. Er stellt die günstigere Systemkomponente dar und verträgt in der Regel auch das Taktverhalten besser als die Wärmepumpe.

Frage: Die Planung und die Installation der Hybridsysteme werden immer komplexer. Welche Unterstützung bietet Remeha für TGA-Fachplaner und das Fachhandwerk an?

Michael Beckmann: Wir haben ein erfahrenes Vertriebsteam, sowohl für Fachhandwerker als auch für Planer, natürlich mit einer starken Unterstützung durch die Systembetreuung. Diese Mitarbeiter haben Zugriff auf eine große Sammlung an Hydraulik- und Elektroschemata und erstellen bei Bedarf auch spezielle Planungen für einzelne Anlagen. Remeha arbeitet dabei nach dem Motto „Wärme muss da sein, wenn man sie braucht“. Also soll ein System effizient und gut laufen, aber es soll nicht komplizierter als notwendig sein.

Frage: Wie gestaltet sich aktuell denn die Remeha (Produkt-) Strategie rund um das Meta-Thema "(Grüner) Wasserstoff"?

Michael Beckmann: Remeha gehört zu Pionieren in der Wasserstofftechnik. Wir sammeln in verschiedenen Installationen Betriebserfahrung zu unterschiedlichen Anwendungen. Allerdings muss man das Thema Grüner Wasserstoff differenziert betrachten. Die Technologie ist zwar vorhanden und ausgereift, aber die Bereitstellung des Wasserstoffs stellt noch eine Herausforderung dar. Bis Anwendungen im Alltagsbetrieb möglich sind, wird noch viel Zeit vergehen. Wir als Remeha befinden uns in jedem Fall in einer guten Ausgangsposition für das Thema.

Frage: Apropos "Grüne Gase": Wie schätzt Du aktuell die Rollen von Brennstoffzellenheizgeräten und Blockheizkraftwerken ein?

Michael Beckmann: Das GEG sieht Brennstoffzellen und Blockheizkraftwerke zurzeit nur als Erfüllungsoption vor, wenn sie mit Grünen Gasen betrieben werden. Ein wirtschaftlicher Betrieb im kleinen Leistungsbereich lässt sich so nur schwer darstellen. Das ist sehr schade, da diese Technologie sowohl für die Wärmewende als auch die für die nachhaltige Stromversorgung relevant ist. Für größere Anlagen sind Blockheizkraftwerke weiterhin attraktiv. Häufig können Bedarf und Leistung in solchen Anlagen besser aufeinander abgestimmt werden und es werden unterschiedliche Wärmeerzeuger in einem System verwendet.

Frage: Welche Neuheiten hat Remeha aktuell im Fokus?

Michael Beckmann: Neu bei Remeha sind die Hybridsysteme aus Tzerra Ace-Matic, Elga Ace und Azorra Ace, die für den hybriden Einsatz mit 65 % erneuerbaren Energien konzipiert wurden. Außerdem bieten wir die Tensio C mit Inneneinheit Mercuria und Speicher sowie die Effenca Wärmepumpen für den mittleren und großen Leistungsbereich an. Einiges hat Remeha noch im Köcher, dazu werden wir uns jedoch in Zukunft genauer äußern.

Remeha Anwendungsbeispiel Wärmepumpe Tensio C

Remeha Anwendungsbeispiel Wärmepumpe E-HP AW

Vielen Dank für das Gespräch, Michael!